Wie sieht es eigentlich im Inneren eines Knochenhauses aus?
Für jeden, der sich mal auf einem Friedhof gefragt hat, wie es eigentlich hinter den schweren Eisentüren eines Mausoleum ausschaut – wir haben für unsere Leser einen exklusiven Einblick bekommen. In diesem Fall ist das sogenannte Knochenhaus auf dem Friedhof in Benthe.
Knochenhäuser, auch als Beinhäuser oder Ossarien bekannt, haben eine lange Geschichte, die bis ins 11. und 12. Jahrhundert zurückführen. Die Anlage hatte verschiedene Gründe, teils handelte es sich um Sammelstellen für die Gebeine aus Friedhöfen, auf denen Platz für weitere Bestattungen geschaffen werden musste, wozu bestehende Grabfelder neu belegt wurden Ein Zuwachs in der europäischen Bevölkerung machte die Einführung im 11. und 12. Jahrhundert notwendig. Es war nicht eine Änderung im theologischen Denken des Christentums, sondern allein durch praktische Erfordernisse notwendig geworden
1958 fand die letzte Beisetzung im Knochenhaus in Benthe statt, seitdem ist leider auch in Sachen Renovierung oder ähnlichem nicht viel passiert. Die Stadt Ronnenberg hat jetzt entschieden eine Baufälligkeitsprüfung durchzuführen, und wir durften in beratender Tätigkeit dabei sein.
Der Eingang war bereits nicht mehr leichtgängig zu öffnen, sodass wir diesen erst einmal mit einer Schaufel freilegen mussten. Ein normales Aufschließen sowie das Benutzen der Klinke waren auch nicht mehr möglich und so mussten wir die Tür ein wenig aufhebeln, was aber leicht von der Hand ging. Nach dem Öffnen der schweren Stahltüren bot sich ein malerisches Bild, der Efeu, der die letzten 61 Jahre wild wuchern konnte, hatte die Treppenstufen bis ganz unten belegt und bei meinem Weitergehen nach unten knackte das modernde Geäst – ein leicht verblichener Schriftzug mit „Ruhe Sanft“ grüßte uns mahnend.
Die Luft stand still und jede Bewegung wirbelte den Staub eines halben Jahrhunderts auf. Unten angekommen fielen sofort die übergroßen schwarzen Urnen auf, einige standen auf Podesten, andere einfach nachlässig auf dem Boden verteilt. Am äußersten Rand standen sogar die Überreste eines sehr kleinen Sarges, der aber bereits zu Staub zerfallen war, sodass nichts auf dessen Inhalt hinwies.
Leider ist das Knochenhaus in einem sehr schlechten Zustand, sodass es entweder von Grund auf erneuert oder abgerissen werden muss, wodurch wieder ein malerischer Zeitzeuge aus vergangenen Tagen verschwinden würde.
Eventuell könnten so alte Bauwerken auf Friedhöfen ja aber auf andere Weise ein neues Leben bekommen: Es könnte ein Kolumbarium entstehen oder es werden neue Beisetzungsformen entwickelt – so etwas wie „Begräbnis am Historischen Denkmal“.
Foto und Text: Tom Heider