Muslimische Bestattungen sind auch in Hannover möglich
Wie alle Weltreligionen hat auch der Islam seine ganz eigenen Regeln und Gepflogenheiten im Bestattungswesen, die sich von den hierzulande bekannten des Christentums doch deutlich unterscheiden. Die für Nordeuropäer doch frappierenden rituellen Unterschiede bewirkten, dass eine lange Zeit auf deutschen Friedhöfen keine Bestattung nach religiösen Vorgaben des Islams durchgeführt werden konnten.
Doch es leben mittlerweile einige Millionen muslimischer Mitbürger bei uns – und so wurde nach und nach das Bestattungsgesetz gelockert. Jetzt gibt es in großen Städten wie in Hannover bereits eine Vielzahl an Friedhöfen die Bestattungen nach dem Ritus des Islams gewährleisten können.
Das größte Problem nach dem deutschen Bestattungsgesetz stellte lange Zeit die Sargpflicht dar – seit Anbeginn und Auslegung der Gesetztestexte war in unserem christlich geprägten Land ein Sarg notwendig, ob es sich nun um eine Erdbestattung oder eine Feuerbestattung handelt. Bei der Feuerbestattung ist der Sarg aber auch tatsächlich notwendig, da er als Brennstoff zur Kremierung unabdingbar ist. Muslime lehnen Feuerbestattungen jedoch grundsätzlich ab.
Lange Zeit herrschte keine Nachfrage nach diesen Bestattungsformen in Deutschland, da bei der ersten und zweiten Generation von muslimischen Familien die Verstorbenen zumeist in das Heimatland zurück überführt wurden. Sie wollten gerne in der selben Erde wie ihre Ahnen bestattet werden.
Da sich folgende Generationen oft nur noch wenig mit dem Heimatland verbunden fühlen oder gar zu den Angehörigen wenig oder kein Kontakt besteht, ist ein Rückgang der Auslandsüberführungen spürbar und damit ein Anstieg an Bestattungen auf deutschen Friedhöfen. Trotzdem aber bleibt die islamische Lebensweise natürlich ein wichtiger Teil des Lebens der späteren Generationen – und so wünschen sich viele eine traditionelle Bestattung nach dem muslimischen Ritus.
Darauf hat zum Beispiel die Stadt Hannover reagiert und bietet die Beisetzung im Leichentuch auf dem Friedhof in Stöcken an; ein Waschraum zur rituellen Waschung sowie ein separierter Toilettenabschnitt zur Waschung der eigenen Hände und Füße wie es vor dem Gebet vorgeschrieben ist, ist ebenfalls vorhanden.
Der Ablauf einer muslimischen Bestattung beginnt zumeist vor dem Ableben, sofern dieser nicht unvorhergesehen eintrifft. Als erstes wird mit dem Sterbenden das Glaubensbekenntnis besprochen. Nach dem Tod wird der Verstorbene gewaschen – bei einem Mann von einem Imam und bei einer Frau von weiblichen Familienangehörigen. Für diese Waschung stellen oft auch muslimische Gemeinden einen Raum zur Verfügung. Nach der Waschung und dem Totengebet wird der Verstorbene dann in ein weißes Leinentuch gehüllt. Dieses Tuch nennt sich Kefen und ist aus dem selben Stoff, der auch von den Pilgern während der Wallfahrt getragen wird.
Nach der Freisprechung des Verstorbenen, bei dem ihm seine Sünden verziehen werden sollen, wird dieser im Anschluss zu Grabe getragen. Er wird dann in das Erdgrab gehoben – das Gesicht des Toten blickt gen Mekka zur heiligen Kaaba (Das Haus Gottes), die das zentrale Heiligtum des Islams darstellt. Bevor das Grab mit Erde verschlossen wird, legt man Holzbretter wie ein Dach über den Verstorbenen, so dass die Erde nicht direkt auf den Verstorbenen fällt.
Wie viele Bestattungsregeln und Formen sind diese wunderschön und haben eine jahrhundertalte Tradition – wir beraten daher sehr gerne auch muslimische Mitbürger, die sich eine solche überlieferte Bestattung wünschen.