Kostenübernahme durch Sozialamt: Bestatter müssen lange warten
„Wir schieben eine immense Menge von unbezahlten Bestattungsrechnungen aus Sozialamtsfällen vor uns her.“ Das ist ein unhaltbarer Zustand, findet Sven Friedrich Cordes. Und hat die Geschichte eines Sternenkindes in Hannover zum Anlass genommen, dieses auch noch einmal öffentlich ganz deutlich zu machen.
Die „Neue Presse“ schrieb dazu: »Edem wurde nur 25 Tage alt. Das Mädchen war am 13. Juli im Henriettenstift in der 31. Woche als Frühchen auf die Welt gekommen, am 6. August verstarb es nach einer Darm-OP im Kinderkrankenhaus auf der Bult. Seitdem lag der Leichnam des sogenannten Sternenkindes nach der Obduktion im Kühlfach der MHH. Denn die von Trauer wie gelähmte Mutter konnte die 2.000 Euro für die Bestattung nicht aufbringen.
Eine Kostenübernahme durch das Sozialamt war laut Verwaltung ohne vorherige Prüfung nicht möglich— die Dolmetscherin aus Ghana war von den Antragen und Formularen schlicht iiberfordert. Ein Schicksal, das viele Leserinnen und Leser traurig machte, aufwühlte — und eine gewaltige Welle der Hilfsbereitschaft auslöste.«
Die Stadt erklärte gegenüber der Zeitung, dass das Sozialamt vor jeder Kostenübernahme klären müsse, ob Anspruch bestehe. Eine sofortige Kostenzusage sei ausgeschlossen: Es gebe derzeit keine Rechtsgrundlage, die eine Vorleistung ohne Prüfung ermögliche. Bei einfachen Sachverhalten dauere die Bearbeitung rund einen Monat. Verfahren mit umfangreicher Recherche würden sogar mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Sven Friedrich Cordes, der den Fall an die Öffentlichkeit brachte, konnte schließlich die komplette Bestattung aus Spendengeldern finanzieren. Das ist natürlich kein Zustand, kann kein Normalfall sein – und so möchte Cordes gerne eine Diskussion auf politischer Ebene anstoßen. Es sei schließlich nicht die Aufgabe von Privatpersonen oder Unternehmen für Leistungen einzutreten, für die der Staat oder die Kommune verantwortlich ist.
Abbildung: „Neue Presse“ Hannover, 30. September 2022