Trauerort Friedhof – wie wollen wir um unsere Toten trauern?
Mit einer bunten Gruppe von Interessierten gab es Ende September eine Führung auf dem Stadtfriedhof Ricklingen – die zum Austausch darüber einlud, wie wir jetzt und in Zukunft um unsere Toten trauern wollen.
Cordula Wächtler, Leiterin der Städtischen Friedhöfe der Stadt Hannover und Susanne Benze (Trauer-Rednerin und Dozentin) haben dabei über die heute möglichen Formen der Beisetzung auf einem Friedhof informiert und unter den Beteilgten eine Diskussion darüber angeregt, was heute und in Zukunft für die Trauer wichtig ist und werden könnte. Im Zentrum stand die Fragen: „Brauchen wir den Friedhof weiterhin als sicheren Ort?“ und „Welche Trauer-Rituale werden (noch) gelebt und welche Formen und Möglichkeiten sollten hinzukommen?“
Ein großer Teil der Diskussion drehte sich um die Möglichkeiten von sogenannten „anonymen“ oder „stillen“ Bestattungen“. Der gesellschaftliche Trend, auf Grabstellen und -steine und damit auch auf die nötige Grabpflege zu verzichten – vielfach von Menschen im Vorfeld gewählt, um etwa ihren Angehörigen die Last dieser Verpflichtungen abzunehmen – steht dem eben doch häufig wahrgenommenen Wunsch entgegen, einen bestimmbaren festen Ort für ihre Trauer zu haben.
Aus dieser Diskussion entstand die Erkenntnis wie wichtig und auch durchaus Nähe stiftend es sein kann, sich im Leben bereits mit den Angehörigen über die eigenen Wünsche, Ängste und Vorstellungen zum ganz persönlichen Umgang mit Tod und Trauer auszutauschen. Der dafür zu verändernde und neu zu gestaltende Umgang mit unserer Sterblichkeit eröffnet Möglichkeiten für einen kulturellen Wandel, der mehr Perspektiven auf das Leben und den Umgang miteinander in unserer Gesellschaft ermöglichen würde.
Einen ganz besonderen Eindruck hinterließ die von Cordula Wächtler angeleitete Besichtigung der „Räume der Stille“, die in einem Kreis-Rundgang in der Abteilung 45 des Friedhofes angelegt wurden, um „als hilfreiches und auch heilendes Angebot für Menschen (nicht nur) in Lebenskrisen“ die Wirkung dieser Räume zu erleben. Die harmonisch in die Parklandschaft eingebetteten Räume der Stille sind an die fünf Phasen des Sterbens und der Trauer nach Elisabeth Kübler-Ross angelehnt und künstlerisch dem Abschied, dem Abschiedsprozess und der Annahme einer neuen Lebensphase gewidmet.
Allein dieser ganz besondere Bereich des Friedhofs Ricklingen verdient schon eine eigene Veranstaltung und macht Lust auf mehr – eine Fortsetzung dieser Veranstaltung folgt bestimmt!
Foto und Text: Susanne Benze