Keine Regeln oder Gesetze? Bestattungswunsch ohne Bestattungsgesetz?
Wie würden Sie sich eine Bestattung vorstellen, gäbe es kein deutsches Bestattungsgesetz? In Deutschland gibt es ja für alles klare Regeln – für den gesamten den Ablauf eines Sterbefalles. Das fängt damit an, wenn der Arzt das letzte Mal kommt und endet mit dem Friedhofszwang für Beisetzungen. Doch was wäre, wenn es jetzt keine Regeln gäbe, oder gar Schlupflöcher für den letzten Willen?
Wir als Bestatter setzten uns tagtäglich mit unserer eigenen Sterblichkeit auseinander, grad’ wenn die Geburtsjahre der Sterbenden immer näher rücken, die „Einschläge“ näher kommen, wie es im täglichen Sprachgebrauch oft heißt. Doch gilt für die meisten Menschen die Frage, wie stelle ich mir im Besonderen meinen eigenen Tod vor? Was soll gemacht werden?
Tatsächlich kann man davon ausgehen, dass etwa 90 Prozent aller Menschen in einem Krankenhaus sterben, dort würde ich mir wünschen, dass nicht wirklich jemand von mir Abschied nimmt oder nehmen muss – da meiner Erfahrung nach keine schöne und würdige Aufbahrung geboten wird, zudem zumeist für alles die Zeit fehlt. Und das wird auch in den nächsten Jahren nicht viel besser werden.
Also würde ich mir wünschen, dass ich durch einen Bestatter, bestenfalls durch meine Kollegen, ordnungsgemäß in meinen Lieblingsanzug (bestenfalls aus Tweed) angekleidet werde, dazu das beste Hemd, eine Weste und eine schöne Krawatte. Auf die Schuhe kann verzichtet werden, da ich im Bett ja auch keine tragen würde. Mein Mund soll bitte nicht durch eine große Ligatur verschlossen werden, sondern mit einer Kinnstütze oder ähnlichem verschlossen werden, ja ich werde versuchen den Mund verschlossen zu halten, versprochen.
Dann soll es die Möglichkeit geben, dass sich alle meine Freunde und Bekannten am offenen Sarg noch einmal von mir verabschieden, um meine eiskalten Hände nochmal zu berühren, um so den Tod wirklich zu verstehen – und nicht als nächstes meine Asche in einer Urne zu begutachten. Und das ist ja mal wirklich ein krasser Schritt, erst habe ich einen Menschen / Verwandten, der lebt, lacht und spricht – und dann etwas über vier Liter Asche in einer „Kaffeebüchse“.
Sobald das geschehen ist, kann die Überführung zum Krematorium durchgeführt werden, wer mag, kann gerne dabei sein, wenn ich in den Krematoriums-Ofen geschoben werde, um sich von meinem Ableben auch einhundertprozentig zu vergewissern. Nach ein paar Tagen kommt dann meine Asche zurück – so weit, so gut, aber jetzt beginnt die eigentliche Krux in Deutschland.
Ich würde mir nämlich wünschen, dass mein findiger Bestatter meine Asche in zwölf gleich große Teile teilt (verboten, da die Urne nicht geöffnet und die Asche nicht geteilt werden darf). Danach soll eine Trauerfeier in meinem Garten stattfinden, es gibt eine Trauerrede, aber auch Redebeiträge von Freunden und Familie, dazu von mir bereits ausgewählte zeitlose Musik.
Am Ende der Trauerfeier wird meinen zwölf Jüngern, pardon… Freunden oder Familienangehörigen ein Zwölftel meiner Asche übergeben, mit dem Vermerk und einer Karte, wo diese beigesetzt werden soll: Von einfachen Orten wie dem Garten an sich, bis zu den höchsten Bergen unserer Erde ist alles dabei. Dazu gibt es eine Anleitung wie der Beisetzungs-Ritus durchgeführt werden soll. Mein Wunsch, nach deutschem Recht aber unmöglich.
Die einzige Frage die wir uns an dieser stellen müssen: Warum gibt es noch immer einen Friedhofszwang für Feuerbestattungen? Ist das alles noch zeitgemäß? Warum gibt es noch immer ein so überholtes Bestattungsgesetz? Bestattungswünsche und Ideen darüber, wie Leute heutzutage bestattet werden wollen haben sich radikal geändert. Es wird wirklich Zeit, dass der Gesetzgeber dieses wahrnimmt und handelt.
Sie haben auch außergewöhnliche Bestattungswünsche, und würden sich gerne darüber unterhalten? Dann melden Sie sich gerne bei uns, wir schauen was machbar ist.
Tom Heider
Fotos: agenturfotografin / Bernd Wolter