„Ich möchte Bestatterin werden.“ – „Du möchtest was?“
Ja, die meisten Reaktionen auf meinen Wunsch den Beruf zu wechseln waren mit einigem Erstaunen verbunden. Dazu muss man sagen, dass ich gelernte Buchhändlerin bin, die die Kinder- und Jugendbuchabteilung in einem hannoverschen Familienunternehmen leitete. Dieser Wechsel erscheint schon extrem. Aber ich fand es einfach spannend und wurde nicht enttäuscht, als es dann so weit war und ich meinen ersten Tag als Bestatterin hatte.
Das Erste, was ich mitbekam war, dass man Trauer nicht über einen Kamm scheren kann. Jeder Mensch ist anders und geht somit auch anders mit persönlichen Verlusten um. Und genau da setzen wir als Bestattungsunternehmen an. Eine Trauerfeier zu organisieren ist an sich nicht schwer, wenn dann aber besondere Wünsche geäußert werden, fängt der interessante Part an.
So wollen manche Menschen noch eine Abschiednahme am offenen Sarg. Dafür wird der oder die Verstorbene noch mal ordentlich hergerichtet, angezogen und frisiert. Andere wollen die Urne oder den Sarg vor der Kremierung noch bemalen oder schmücken. Und wieder andere sind froh, wenn es einfach nur schnell geht. Wie gesagt, jeder trauert auf seine eigene Art und Weise.
Natürlich besteht der Alltag nicht nur aus Trauerfeiern und Beisetzungen. Was ich tatsächlich unterschätzt habe, ist die ganze Bürokratie, die es zu beachten gibt. Manchmal sitzt man Nachmittage im Büro und schreibt Abmeldungen für Versicherungen, bestellt Blumen, organisiert Pastoren oder freie Trauerredner, druckt Karten und telefoniert mit allen möglichen Ämtern. Das ist zwar nicht unbedingt sehr spannend, aber natürlich unerlässlich.
Insgesamt gibt es unglaublich viele unterschiedliche Dinge, die den Alltag prägen. Bisher hatte ich nur einen kleinen Einblick, da ich ja noch nicht so lange dabei bin, aber ich bin schon gespannt, was alles noch kommt.
Amrit Jung