Lebendig und aus Pilzen: Der Bio-Sarg aus Holland
Bob Hendrikx hat eine Vision. Mit seinem Bio-Sarg will er eine nachhaltige Begräbniskultur etablieren. So soll der Körper der Verstorbenen zurück in den Kreislauf des Lebens gegeben werden, mit einem Sarg, der die Umwelt bereichert und sie nicht mit schädlichen Materialien belastet. Dazu hat der Niederländer die Firma „Loop“ gegründet, die diese außergewöhnlichen Erdmöbel herstellt.
Der „Lebende Kokon“ verändert die Zersetzung des in ihm ruhenden Körpers. Der Tote kompostiert sehr viel schneller als in einem traditionellen Holzsarg. Ein normaler Sarg benötigt 15-20 Jahre bis er sich vollständig zersetzt hat. Noch weiß man es nicht so ganz genau, doch Hendrikx nimmt an, dass dieser Bio-Sarg den Körper innerhalb von zwei bis drei Jahren auf natürliche Weise zersetzt. Bei diesem Prozess bleibt kaum etwas im Boden zurück, gleichzeitig wird die Qualität des umgebenden Bodens aufgebessert. Der Tote schafft so die Möglichkeit für neues Leben.
Das Projekt, von einer Gruppe Studenten gemeinsam mit der Technischen Universität Delft und dem Naturkundemuseum Naturalis ins Leben gerufen, steht noch am Anfang, aber die Nachfrage ist groß. Gründer Hendriks: „Wir haben schon Einäscherungen und Beerdigungen in Deutschland durchgeführt und sprechen mit größeren Bestattungsunternehmen, um in Deutschland zu expandieren.“
Die Herstellung ist so ungewöhnlich wie das Produkt – während der Entstehung des nachhaltigen Sarges dauert es einige Zeit, bis er voll ausgewachsen ist. Das dafür benötigte Myzel (das Pilz-Geflecht) gräbt Hendrikx im Wald aus, versetzt es mit Sägespänen und füllt das Gemisch in eine Form. Schon nach gut einer Woche ist daraus eine erste Form des Sarges entstanden. Ist er vollständig ausgewachsen, dann wird das Pilz-Netzwerk getrocknet, um den im Vergleich zu anderen Särgen leichten Sarg zu stabilisieren und das Wachstum des Myzel zu unterbrechen. Nach dem Trocknen stirbt der Pilz aber nicht ab, sondern ruht nur. Sobald er wieder mit dem Grundwasser in Kontakt kommt, beginnt er erneut zu leben.
Gründer Bob Hendrikx blickt auch schon in die Zukunft: „Wir werden ein Portfolio von lebenden Produkten entwickeln, die die natürliche Welt bereichern werden. Denken Sie an ein Leichentuch, verschiedene Farben und eine Bio-Pilz-Urne …“
Übrigens: Auch das Innenleben des Bio-Sarg unterscheidet sich: Statt auf edle Kissen wird der Tote auf ein Bett aus Moos gelegt – eben ganz umweltfreundlich.
Fotos: Loop Biotech B.V.